Nein, wir tragen in der Tat keine Farben. Dass wir Farben in unserem Wappen haben und eigene Fahnen besitzen, steht dazu nicht im Widerspruch.
Vorab: Was ist das mit "Farben" und "Couleur"?
"Farben" dienten schon seit jeher als Erkennungs- und Unterscheidungsmerkmalen. Unter den Studentenverbindungen entwickelte sich, angeregt durch die Trikolore der französischen Revolution, gegen Ende des 18. Jahrhunderts und zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Brauch, sich eine Kombination aus meist drei Farben als Erkennungszeichen zuzulegen oder bei Gründung zu vereinbaren (bei manchen Studentenverbindungen waren bzw. blieben es zwei Farben).
Bei den frühen, landsmannschaftlich orientierten Verbindungen (Corps) hatten die Farben ihren Ursprung meist in den Landesfarben und in den „Civil-“ oder „Militair“-Uniformen des Herkunftslandes ihrer Mitglieder. Die Burschenschaften wählten ab 1815 die Farben schwarz-rot-gold, die aus den Farben der Uniform des Lützowschen Freikorps abstammten (schwarzer Rock, rote Aufschläge und goldfarbene Messingknöpfe). Auf dem Hambacher Fest wurden die deutschen Farben zum ersten Mal öffentlich gezeigt. Sie spiegeln somit die Sehnsucht nach der politischen Einheit und Volkssouveränität wieder. Diese Farben wurden später zu den Farben der deutschen Nationalflagge. Bei den später entstandenen Verbindungen war die Farbwahl oft relativ willkürlich, orientierte sich aber oft an den Farben der Universitätsstadt oder an Landesfarben.
Die traditionellen Farben der Blauen Sänger sind "hellblau - weiß - hellblau". Enstanden sind diese Farben im Jahre 1874, als sich der Studenten-Gesangverein der Georgia Augusta in eine sog. geschlossene Verbindung umwandelte, seinen Mitgliedern also die gleichzeitige Mitgliedschaft in einer anderen Verbindung untersagte. Zeitgleich entstand auch das Wappen. Woher allerdings die Farben stammen bzw. welche Bedeutung die Mitglieder ihnen damals zumaßen, ist heute gänzlich unbekannt.
Couleur (franz. "Farbe") ist die Bezeichnung für die Gesamtheit aller Kleidungs- und Schmuckstücke sowie aller Accessoires und Gebrauchsgegenstände, auf denen oder mit denen die männlichen und weiblichen Mitglieder farbentragender Studentenverbindungen ihre "Farben" zeigen. Wichtigste Bestandteile des Couleurs eines Verbindungsstudenten sind das um die Brust getragene Band und die Mütze, die als "Mitgliedsabzeichen" einer Studentenverbindung die größte Bedeutung haben.
Und wie ist das nun mit dem "Tragen" und "Führen"?
Generell unterscheidet man Verbindungen in “farbentragende” und “farbenführende”. Der Begriff "farbentragend" bezieht sich dabei nur auf das "Couleur im engeren Sinne", also Band und Mütze, die von allen Mitgliedern einer Verbindung getragen werden, wobei das Band üblicherweise immer getragen wird, wenn man sich auf dem Haus befindet.
Davon zu unterscheiden ist der sog. "Chargenwichs", eine Art "festlicher Uniform für Verbindungsstudenten" Er besteht in der Regel aus
- einem sog. “Prunkcerevis” (eine schirmlose Kopfbedeckung in den Farben der Verbindung mit aus Silberfaden gestickten Weinlaub-Verzierungen),
- einer Pekesche, also einer vorne mit Kordeln verschnürten Jacke aus Samt oder Filzstoff,
- einer breiten Schärpe,
- sowie einem Paradeschläger mit stumpfer, lediglich repräsentativen Zwecken dienenden Klinge.
Dieser "Chargenwichs" wird - wie der Name es schon andeutet - ausschließlich von den "Chargen", also den Mitgliedern des Vorstandes getragen, und das auch nur zu Veranstaltungen mit repräsentativem Hintergrund. Dies wurde früher auch von den "farbenführenden" Verbindungen so gehandhabt. Bei den Blauen Sängern ist dies jedoch schon seit der Wiedergründung nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr üblich gewesen.
Gelegentlich findet man übrigens auch noch die Bezeichnung “Halbcouleur”. In dem Falle handelt es sich um eine Verbindung, deren Mitglieder bei offiziellen Veranstaltungen nur Band, jedoch keine Kopfbedeckung tragen. Eine Verbindung, deren Mitglieder kein Couleur (im engeren Sinne) trägt, die aber dennoch Farben hat, wird als "farbenführend" bezeichnet. Die Frage, ob eine Verbindung "farbentragend" oder "farbenführend" ist, regelt sich also nach den entsprechenden Pflichten für die normalen Mitglieder.
Üblicherweise findet man die Bundesfarben auch noch an den [[Couleur#Zipfel_und_Zipfelbund|Zipfeln]]. Diese gehören jedoch nicht zum Couleur im engeren Sinne. Dass wir also dennoch Bundesfarben haben und sie in unserem Wappen auch führen, macht uns nicht zu einer farbentragenden Verbindung. Das "Besondere" ist lediglich, dass wir im Gegensatz zu den meisten Vereinen (z.B. Sportvereine) ein dreigeteiltes Farbschild haben.
Und was bedeutet jetzt das Wappen genau?
Historisch gesehen ist sind Wappen zunächst einmal nichts anderes als Erkennungszeichen. Wappen sind im christlichen Abendland etwa seit dem hohen Mittelalter übliche Abzeichen einer Person, einer Familie oder eben einer Körperschaft. Ursprünglich war das Wappen eine Waffenauszeichnung und wurde dann von Heerführern und einzelnen Rittern im Felde als Erkennungszeichen getragen. Die geschichtliche Entwicklung der Studentenschaft seit dem Mittelalter führte schließlich dazu, dass sich auch die Verbindungen, angefangen bei den Landsmannschaften des 18. Jahrhunderts, Wappen als eigene Insignien zulegten. Normalerweise unterliegen alle Wappen den festen Regeln der Heraldik, die z.B. nur bestimmte Farben zulässt. Studentische Verbindungswappen entsprechen i.d.R. nicht diesen strengen Regeln. Im Übrigen werden Wappen immer aus der Sicht ihrer Träger beschrieben, also von rechts nach links (nicht von links nach rechts) und von oben nach unten.
Heraldische Beschreibung des Wappens
Nach heraldischen Maßstäben müsste man unser Wappen wie folgt beschreiben, Man beachte, dass die Bezeichnung der Felder immer aus der Sicht des Schildträgers und nicht aus Sicht des Betrachters erfolgt, was im ersten Augenblick ein wenig verwirrend erscheint.
Das Schild ist hellblau-weiß geviert.
heraldisches Feld | Darstellung | Bedeutung |
---|---|---|
oben links | Grüner Eichenbaum auf grünem Grund | Symbol des Lebensbundprinzips, das seine Mitglieder ein Leben lang verbinden soll |
oben rechts | Silberne Lyra mit gekreuztem silbernen Schlagholz, über deren linken Volute ein grüner Lorbeerkranz. | Symbol für das musische Prinzip, das die Blauen Sänger verfolge |
unten links | schrägrechts dreigeteilt, hellblau-weiß-hellblau | Unsere Bundesfarben |
unten rechts | Gekreuzte Schläger mit hellbau-weiß-hellbauen Körben über einem Lohrbeerkranz, der das Gründungsdatum (20. Juni 1860) einfasst | Hinweis auf die Satisfaktionsfähigkeit der Blauen Sänger in früheren Zeiten. |
Herzschild | Zirkel der Blauen Sänger | Bestehend aus den Buchstaben S und G für "Studenten-Gesangverein". |
Die Helmzier des Bügelhelmes (vgl. das Wollwappen) besteht aus einer goldenen Krone mit hellblauer und weißer Helmdecke.
Ihr habt einen "Zirkel" im Wappen? Was ist denn bitte ein "Zirkel"?
Der Zirkel ist ein Erkennungsmerkmal für eine Verbindung. Zirkel kamen etwa aber der Mitte der 1780er Jahre als Nachfolger der Ordenszeichen bei den Corps und Orden in Mode. Er besteht aus den kunstvoll ineinander verschlungenen und zumeist in einem Zug geschriebenen Anfangsbuchstaben der Verbindung (hier S und G für "Studentischer Gesangverein") in Kombination mit den Buchstaben "v.c.f.", die ursprünglich "vivant fratres coniuncti" ("Es leben die vereinten Brüder") bedeuteten, heute in der Regel für "vivat, crescat, floreat" ("sie (die Vereinigung) lebe, wachse, blühe" oder ugs. auch "sie blühe, wachse und gedeihe") oder auch "vivat circulum fratrum" ("Es lebe der Kreis der Brüder") stehen. Seit 1820 werden die Zirkel zur Bekräftigung dieser Wunschformel durch ein Ausrufungszeichen ergänzt, weshalb bei heute inaktiven Ver- bindungen darauf verzichtet wird. Der Zirkel ist nicht nur Bestandteil des Verbindungsnamens, sondern jedes Mitglied setzt den Zirkel seiner Verbindung (innerhalb des korporativen Schriftverkehrs oder in Gästebüchern) auch hinter seinen Namen.
Und warum habt Ihr Degen im Wappen?
Neben der Einstellung zum Couleur kann man die einzelnen Verbindungen heute noch danach unterscheiden, wie sie zur Mensur stehen (also zum "sportlichen" Zweikampf zwischen Korporierten mit degenähnlichen Schlägern, die an der Spitze scharf geschliffen sind) stehen. Mitglieder einer "pflichtschlagenden" Verbindungen haben eine bestimmte Anzahl von Mensuren zu bestreiten, "fakultativ schlagende" Verbindungen lassen den einzelnen Mitgliedern die Wahl, ob sie dieses tun wollen. Viele Bünde halten dieses Prinzip aber für unzeitgemäß oder unangebracht und lehnen es daher ab. Man bezeichnet sie daher als "nichtschlagend". Zu den letztgenannten zählen auch die Blauen Sänger.
Von der Mensur grundsätzlich zu unterscheiden ist die sog. Satisfation, also die Verteidigung der Ehre mit der Waffe. Dieses Recht war ursprünglich ein rein adeliges, wurde aber im 17. und 18. Jahrhundert sukzessive auch auf die Studenten ausgeweitet.
Allerdings kommt es hier zu einer Ungenauigkeit in unserem Wappen. Die übliche Satisfaktionswaffe war nicht der Mensurschäger (mit gerader Klinge, so wie im Wappen), sondern ein Säbel (mit leicht gebogener Klinge). Dennoch gilt der "Schläger" auch als ein Zeichen dafür, dass zu früheren Zeiten (etwa bis in die 1930er Jahre hinein) die Mitglieder des damaligen Studenten-Gesangvereins dieses auch taten, auch wenn solche "Ehrenhändel" tatsächlich mit einem Säbel ausgetragen wurden.