"Rein wie Gold, fest wie Erz sei des Sängers Herz" - klingt bei oberflächlicher Betrauchtung ein wenig nach "flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl". Aber unser Bundesspruch hat damit überhaupt nichts miteinander zu tun. Dennoch ist es trotzdem interessant, einmal darüber nachzudenken, zumal der Spruch doch sehr präsent über unserer Eingangstreppe steht.
Wo man den Spruch so oder so ähnlich noch finden kann
Spannend ist zunächst zu sehen, dass der Spruch in ähnlicher Form wohl gerade unter den Gesangvereinen sehr beliebt war. Eine einfache nach dem Spruch (ohne das Wort Sänger, um eine limitierende Vorauswahl zu vermeiden) zeigt dies ganz deutlich und brachte Ergebnisse wie z.B.
- den Männergesangverein Steinbach ("Rein wie Gold, stark wie Erz, sei des deutschen Sängers Herz")
- den Männergesang-Verein zu Velmede ("Rein wie Gold, fest wie Erz, sei des deutschen Sängers Herz")
- den Gesangverein Karbach ("Rein wie Gold, stark wie Erz, sei des deutschen Sängerherz"), oder
- den Gesangverein Mammendorf e.V. ("Rein wie Gold, stark wie Erz sei des deutschen Sängers Herz!)"
Überraschend war, dass der Spruch dabei quasi ausschließlich mit Bezug zum Gesang gesehen wurde (und wohl auch noch wird, wie das Gedicht eines "Anachronisten" zeigt, welches die Formulierung "...rein wie Gold und treu wie Erz | klang deutsches Wort und Lied;" beinhaltet). Außerhalb des Gesangwesens jedoch ist der Spruch nicht zu finden, auch nicht z.B. bei den Turnern und Turnvereinen, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert eine ansonsten sehr ähnliche Entwicklung durchliefen. NEUESPALTE Und es zeigt sich hier auch schon die erste Besonderheit, die uns aufgefallen ist. Es ist bei allen(!) anderen das deutsche Herz angesprochen. Die Blauen Sänger jedoch haben damals ganz offenkundig bewusst auf diesen nationalen Bezug verzichtet und es bei einem Sängerherz belassen. Das finden wir heute auch sehr sympatisch, denn ehrlich gesagt wüssten wir nicht, was Singen heute für eine nationale Bedeutung hätte.
Mögliche Quellen für "rein wie Gold" und "fest wie Erz"
Wenn man nach einer Quelle für dieses Bild vom "rein wie Gold" sucht, so stößt man auf die Bibel, wo es (in einer modernen Übersetzung) bei Hiob 23,10 heißt: "...wenn er mich prüft, dann bin ich rein wie Gold." (Gute Nachricht Bibel) bzw. etwas verklausulierter "Er versuche mich, so will ich erfunden werden wie das Gold." (Lutherbibel in der Revision von 1912). Schon hier deutet sich an, dass das eigene Handeln nicht ausschließlich eigenen Wertmaßstäben, sondern auch allgemeineren folgen soll.
Bei "fest wie Erz" hingegen stößt man vor allem auf eine sehr aktuelle Parallele: den Hamburger Sportverein bzw. den Text der Fan-Hymne, dessen 3. Strophe mit den Worten "Stark und fest wie Erz und Eisen" beginnt. Der Ursprung dieses Bildes aber lässt sich nicht finden. Wenn man sich aber die verschiedenen Verwendungen ansieht, dann geht es immer um "Beständigkeit", darum "nicht nachzulassen in dem, was man tut".
Unsere Deutung
Der Spruch hat durchaus etwas vom Kantschen kategorischen Imperativ: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Der Spruch ist für uns zum einen Aufforderung und Mahnung zu handeln und "sich für eine Sache einzusetzen", zugleich aber auch sich dessen gewahr zu sein, dass es nicht darum geht, die eigenen Ziele in den Fordergrund zu schieben, sondern sich für die Dinge einzusetzen, die möglichst vielen Menschen zugute kommt. Und das wollen wir gerne tun.{/ac}
Manchmal kann man auch lesen "Frau Musika sei's Panier". Was bedeutet das?
{ac}Heraldisch gesehen bezeichnet man einen Satz wie "Frau Musika sei's Panier" als das sog. Feldgeschrei eines Wappens. Gemeint ist damit ein kurzer, über dem Helm schwebender oder an der Helmzier angebrachter Wahlspruch (siehe auch unser Wappen). Vor der Einführung der Uniformen waren das Feldgeschrei "gewisse als Erkennungszeichen im Felde dienende Worte; später (gewöhnlich ein Vorname) im Kriege zur Nachtzeit nebst der Losung (gewöhnlich ein zusammengesetztes Wort) Erkennungszeichen für die Posten, das jedem Ankommenden in einer gewissen Entfernung abverlangt wurde." (so der Brockhaus von 1911). Aber um das zu verstehen, müssen wir ein kleines bisschen ausholen.
Das Wort "Panier" ist genau genommen das mittelhochdeutsche Wort für Banner, das sich über das französische Wort "bannière" (= "Heeresfahne") bis zum mittellateinischen "baneria" zurückverfolgen lässt, was sich wiederum übersetzen ließe mit "Feldzeichen" oder "Ort, wo die Fahne aufgestellt wird". Das Panier bezeichnete also die Fahne mit dem Landeswappen. Rief man also z.B. im Dunkeln, in einer Schlacht oder einer anderen unübersichtlichen Situation so etwas wie "Fürst Günther sei's Panier" oder "Schwarzburg sei's Panier", dann diente das eben auch als "Erkennungsruf" ähnlich einer Losung oder Parole, unter der man sich erkennen konnten. Daher also die Bezeichnung "Feldgeschrei". Während jedoch Losung oder Parole eher geheime Erkennungssignale zum kurzzeitigen Gebrauch sind und waren, war das Feldgeschrei ein bekannter und in gewisser Weise feststehender Ruf, der als Wahlspruch seinen Weg auf die Fahnen mit den Wappen fand. So wurde das ursprüngliche Erkennungszeichen auch zu einer Art Devise oder "Bekenntnis zur eigenen Fahne". Und auch wenn wir es heute nicht mehr benutzen, so stimmt es eigentlich immer noch: es sind die Musen, um deretwillen wir Blaue Sänger uns versammeln.
Eine Besonderheit hat unser Feldgeschrei aber doch. Schaut man sich nun "Frau Musika sei's Panier" einmal genauer an, so fällt ein wesentlicher Unterschied zum Feldgeschrei anderer Studentenverbindungen auf, die üblicherweise "Hannovera sei's Panier" oder "Holzminda sei's Panier" lauten. Unsere Altvorderen entschieden sich aber nicht für "Studenten-Gesangverein sei's Panier" (oder kürzer "St.G.V. sei's Panier"), sondern für Frau Musika. Es scheint, als sei es ihnen wichtig gewesen zu zeigen, dass man sich bei uns auch dann unter dem Banner der Musen versammeln kann, wenn man nicht Mitglied der Blauen Sänger ist. Eigentlich doch recht sympathisch, oder?