Humperdinck, Engelbert - Vorspiel zur Märchenoper "Hänsel und Gretel"

"Liebstes Engel-Bärtchen, hilf, hilf schnell!" Das schrieb Adelheid Wette ihrem Bruder Engelbert Humperdinck und legte dem Brief ihr neu dramatisiertes Märchenspiel "Hänsel und Gretel" bei, das sie für ihre Kinder als Überraschung für das nächste Weihnachtsfest vorgesehen hatte: "Nun sei lieb, Bruderherz, und mach mir so etwas recht Hübsches, Volkstümliches!" Und Engelbert machte. In raschem Zug komponierte er am 18. und 19. April 1890 vier für das Märchenspiel vorgesehene Liedchen und sandte sie „fast mit wendender Post“ noch am 19. April an Adelheid zurück, versehen mit dem lustigen Titel „Ein Kinderstuben-Weihfestspiel" als humoristische Anspielung auf Richard Wagners Bayreuther „Bühnen-Weihfestspiel Parsifal".

Weitere Gespräche und Empfehlungen aus der Familie überzeugten Humperdinck, aus dem vorliegenden Material ein Singspiel zu  komponieren. Doch es war der junge, noch wenig bekannte österreichische Komponist Hugo Wolf, dem Humperdinck das Singspiel auf dem Klavier vorführte und der sich so sehr an der Musik freute, dass er Humperdinck dazu überredete, Hänsel und Gretel vollständig durchzukomponieren und das Werk so zu Aufführungen auf Opernbühnen geeignet zu machen. Ein ganzes Jahr brauchte der langsam und gründlich arbeitende Komponist neben seinen Berufspflichten als Opernreferent der Frankfurter Zeitung, als Dozent am Hoch’schen Konservatorium und an der Gesangsschule von Julius Stockhausen für die Komposition der Märchenoper Hänsel und Gretel, die er – wie im Vorjahr die des Singspiels – am Weihnachtsabend 1891 seiner Braut Hedwig Taxer auf den Gabentisch legte.

Am 19. Mai 1892 feierte Engelbert Humperdinck seine Hochzeit und bezog mit seiner Frau eine neue Wohnung in Frankfurt, aber Berufspflichten, Familienleben und gesellschaftliche Verpflichtungen, Krankheiten und Freundesbesuche ließen den Komponisten erst am 17. September 1893 die Partitur der Oper Hänsel und Gretel vollenden, allerdings noch ohne die Ouvertüre, deren Partitur er am 22. November 1893 abschließen konnte. Dann aber endlich, es war am Spätnachmittag des 23. Dezember 1893, hob sich im Großherzoglichen Hoftheater in Weimar punkt 17.30 Uhr der Vorhang, und Engelbert Humperdincks „Märchenrangen“ Hänsel und Gretel tummelten sich unter der Stabführung des 29jährigen Richard Strauss zum ersten Mal auf einer Opernbühne. 

Engelbert Humperdinck wurde 1854 als Sohn eines Gymnasiallehrers und einer Kantorentochter in Siegburg geboren. Nach seinem Abitur 1871 trat er im Oktober desselben Jahres als Lehrling in das Büro des Kreisbaumeisters Court in Siegburg ein. Diese Hinwendung zur Architektur war eine Kompromißlösung zwischen dem Wunsch des Vaters nach einer philologischen Laufbahn und dem eigenen Verlangen nach einer musikalischer Ausbildung. Trotz der fehlenden Akzeptanz seines musikalischen Schaffens durch den Vater waren bis zum Ende des Jahres 1871 schon 10 Kompositionen aus der Feder des jungen Tonsetzers entstanden, darunter ein Musikdrama, ein Singspiel und eine komplette Oper: "Claudine von Villa Bella" nach dem Text von Johann Wolfgang von Goethe. Die Ouvertüre dieser Oper beeindruckte den „Rheinischen Musikpapst“ Ferdinand Hiller dermaßen, daß er dem jungen Humperdinck eine Freistelle am Kölner Konservatorium
gewährte, in das er 1872 eintrat. 1879 ging als Kompositionsschüler von Josef Rheinberger und Franz Lachner an die königlichen Musikschule in München und war ab 1880 schließlich Assistent von Richard Wagner, dessen Uraufführung des "Parsifals" (1882) in Bayreuth er maßgeblich mitbetreute. Auch nach dem Tod Wagners blieb er noch bis 1884 bei den Bayreuther Festspielen als musikalischer Assistent.

Bereits als Student war er mit seinen Kompositionen durchaus erfolgreich. 1876 gewann den Mozart-Preis der Stadt Frankfurt am Main, 1879 war er der erste Preisträger des Mendelssohn-Preises in Berlin, wo er 1881 auch den Meyerbeerpreis bekam. Dass ihm dennoch der Durchbruch nicht gelang, lag auch an seinen anderen beruflichen Verpflichtungen, die zunächst zu einem recht unsteten Leben führten. Nachdem er 1883 zweiter Kapellmeister am Kölner Opernhaus geworden war, bot bot man ihm 1884 eine Lehrerstelle im Kölner Konservatorium an, und schon 1885 wurde er musikalischer Gesellschafter der Familie Krupp in der Villa Hügel bei Essen bzw hatte Ende 1885 einen kurzfristigen Lehrauftrag für Komposition und Theorie am Konservatoriums in Barcelona. 1887/1888 war er Konzertkritiker der Bonner Zeitung und Lektor des Musikverlaghauses B. Schott's Söhne in Mainz, übersiedelte 1890 nach Frankfurt am Main und wurde dort Dozent am Hoch'schen Konservatorium sowie Opernreferent der Frankfurter Zeitung. Erst hier gelang ihm mit "Hänsel und Gretel" sein - nicht nur - kompositorischer Durchbruch. Von 1900 bis 1920 leitete er die renomierte Meisterschule für musikalische Komposition an der Königlichen Akademie der Künste in Berlin und komponierte unter anderem Bühnenmusiken für Max Reinhardt am Deutschen Theater Berlin.

Humperdinck war durchaus erfolgreich als Opernkomponist. Sein Melodram "Königskinder" aus dem Jahre 1897 zum Beispiel kam binnen kürzester Zeit an 130 Bühnen zur Aufführung. 12 Jahre später griff Humperdinck diesen Stoff nochmals auf und arbeitete es zur Volloper um. Die Premiere 1910 - immerhin an der New Yorker Metropolitan Opera - stellte in der Gunst von Kritik und Publikum selbst die fast zeitgleiche Uraufführung von Giacomo Puccinis "Mädchen aus dem goldenen Westen" in den Schatten. und auch wenn sein Œuvre neben 14 Opern und Bühnenwerken auch Stücke anderer Gattungen umfasst, so ist sein kompositorisches Schaffen heute fast ausschließlich mit einem Werk verbunden: der Märchenoper "Hänsel und Gretel". Gar nicht schlecht für eine schnelle Hilfe.

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